Die klassischen Vorteile des Factorings sind für eine Arztpraxis
differenziert zu betrachten. Während die finanziellen Vorteile, insbesondere in
Anbetracht der aktuellen Zinsentwicklung, nicht relevant sind, kann der Wegfall
des Ausfallrisikos im Einzelfall von Bedeutung sein. Der kurzfristige
Liquiditätsgewinn durch Factoring kann ebenso durch s.g. A-Konto-Zahlungen
realisiert werden.
Das klassische (echte) Factoring
hat eine Finanzierungsfunktion, ursprünglich hauptsächlich im Sektor des
produzierenden Gewerbes. Hier wird es genutzt um die Liquidität des
Unternehmens zu verbessern. Das Factoring ermöglicht die Ausnutzung der
finanziellen Vorteile des Skonto und hat, in Abhängigkeit des Volumens,
teilweise erhebliche Auswirkung auf die Kostenkalkulation. Während das
Zahlungsziel für den Kunden aufrecht erhalten werden kann, profitiert der
Unternehmer von einem unmittelbaren Liquiditätszufluss. Ein weiterer Vorteil
ist die Übernahme des Ausfallrisikos (Bei Delkredere-Regelung) durch den
Faktor, was für den Unternehmer eine zusätzliche finanzielle Stabilität
bedeutet und sich günstig auf das Rating des Unternehmens auswirkt. Da das
Factoring mit Kosten verbunden ist, sollte der finanzielle Vorteil im
Einzelfall genau berechnet werden. Das Factoringentgeld beträgt im Durchschnitt
ca. 0,8-2,5 % des Bruttoforderungswertes (Branchen- und volumenabhängig). Die
exakte Höhe ist zudem abhängig vom individuellen Aufwand (z.B. elektronische
oder manuelle Abwicklung), den Auszahlungsbedingungen und der allgemein zu
unterstellenden Zahlungsmoral (Ausfallrisiko) der Kunden.
Wesentliche Merkmale aus betriebswirtschaftlicher Sicht
Das Factoring hat aus
betriebswirtschaftlicher Sicht nur einen, langfristig wirksamen, Vorteil. Durch
die Übernahme des Ausfallrisikos wird ein eventueller, wirtschaftlicher Schaden
minimiert. In diesem Fall profitiert der Factoringkunde, da er in jedem Fall
mit einem Geldfluss rechnen kann, auch wenn er dafür eine entsprechende Gebühr
entrichten muss. Der Vorteil der Liquiditätssteigerung ist ein einmaliger
Vorteil, da die zu erwartende Zahlung lediglich zeitlich vorgezogen wird und im
Gegenzug dafür auf einen Teil der Forderung verzichtet wird. Wenn diesen Kosten
keine Kostenersparnis, beispielweise durch die Nichtinanspruchnahme eines
Kontokorrents oder das Ausnutzen von Rabattregelungen, entgegensteht, zahlt der
Factoringkunde lediglich für die Tatsache, dass der Geldeingang auf seinem
Konto früher zu verbuchen ist. Je nach ursprünglichem Zahlungsziel ist dies
lediglich ein „gefühlter“, jedoch kein monetärer Vorteil.
Mit Factoring
Zinsengewinne realisieren
Finanzwirtschaftlich könnten mit
dem Factoring Zinsen erwirtschaftet werden, in dem der sich aus der Rechnung
ergebende Gewinn mit Zinsertrag angelegt wird. Abhängig ist dies von der Höhe
der aktuellen Zinsen (derzeit auf einem Rekordtief, Tagesgeldkonten im
Durchschnitt kaum über 2,0 % p.a.), der verfügbaren Summe und der Dauer der
Anlageperiode. Folgendes sollte beachtet werden: Für den aus Zinsgeschäften
entstanden Ertrag sind Steuern zu entrichten, sofern das Volumen für einen
Freistellungsauftrag erschöpft ist! Da in einer Forderung der Anteil für die
fixen Kosten enthalten ist, kann selten der komplette Betrag angelegt werden.
Zahlungsverpflichtungen während der Anlageperiode müssen also berücksichtigt
werden und sind damit nicht verfügbar. Nicht selten wird beim Factoring ein
sogenanntes Sicherungsentgelt in Höhe von 10-15 % des Forderungswertes
zurückbehalten und nach Ablauf der Fristen an den Factoringkunden ausgezahlt.
Auch dies reduziert das real zur Anlage zur Verfügung stehende Volumen. Der
Zinsgewinn dürfte nach Abzug der Kosten und Steuern kaum die Kosten für das
Factoring übersteigen und stellt somit keinen finanziellen Vorteil dar.
Welche Rolle spielt
Factoring für eine Arztpraxis
Auch im Bereich der niedergelassenen Ärzte wird Factoring
inzwischen in Anspruch genommen. Hier reduziert sich der Vorteil jedoch
hauptsächlich auf den Forderungsausfall. Lediglich bei einem hohen Anteil der
Laborkosten (hauptsächlich im zahnärztlichen Bereich) kann das Factoring
weitere Vorteile für den Factoringkunden erwirken.
Kosten des Factoring
(Beispielberechnung aufgrund vorliegender Durchschnittsangaben der Anbieter)
(Beispielberechnung aufgrund vorliegender Durchschnittsangaben der Anbieter)
Factoringvolumen p.a. 500.000,00 €
Durchschnittlicher Forderungssaldo 5.000,00 €
Anzahl der Rechnungen p.a. 900
Finanzierungsquote 90 % bei Full Factoring
Durchschnittlicher Forderungssaldo 5.000,00 €
Anzahl der Rechnungen p.a. 900
Finanzierungsquote 90 % bei Full Factoring
Prüfgebühr inkl.
Beispielrechnung von % bis % von
Euro bis Euro
Factoringgebühr 2,00 2,81 10.000,00 14.050,00
Factoringzins 6,55 7,86 295,00 354,00
Prüfgebühr für 500
Kunden 5.000,00 32.000,00
Kunden 5.000,00 32.000,00
Gesamtkosten
Full Factoring 3,06 9,28 15.295,00 46.404,00
Full Factoring 3,06 9,28 15.295,00 46.404,00
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